1999 im September kam der damals 18jährige Christian Gieseler mit einem Anliegen auf mich zu. Gisi rannte zu der Zeit bereits seit Jahren in der deutschen Spitze und lieferte sich mit dem Steinberger Leif Bader jedes Mal einen packenden Kampf um die zu vergebenden Deutschen Meistertitel…

…allerdings mit dem meist besseren Ende für Leif.

Gisi sprach mich also an, dass er ab der Saison 2000 für die Steinberger starten würde, falls es die Siegerländer nicht schaffen würden, eine Startmöglichkeit für Staffeln zu schaffen.

Ich war damals Fachwart für OL im Siegerland Turngau, deshalb sprach Gisi mich an.

Mir war klar, dass man so ein Talent wie es Gisi war nicht so einfach ziehen lassen kann.

Die Idee eines Zusammenschlusses war nicht neu, Sie kam in den Jahren davor immer mal wieder zur Sprache, wurde aber nie mit Konsequenz weiterverfolgt. Gisi war für mich (ich bin ja eher skeptisch veranlagt) der entscheidende Punkt, an dem eine gemeinsame Startmöglichkeit nun angegangen werden sollte.

Die Siegerländer OLer verteilten sich damals auf mehrere kleine Vereine; aber kein Verein war in der Lage, eine Staffel aufbieten zu können.

Die Basis die wir hatten, war aber für eine engagierte OL-Region sehr gut:

Da war Christian Franke (SU Annen), der deutschlandweit in der Elite regelmäßig unter die Top 6 lief und bei dem kein Waldstück vor einer exzellenten Kartierung sicher war, da waren Gieselers (TuS Fellinghausen), die mit Walter einen Tausendsassa hatten, da war Volker Moll in Büschergrund, Joachim Menn in Helberhausen, Peter Nüs in Dahlbruch, die jungen Müsener OLer und ich in Kredenbach.

Außerdem organisierten wir unser Training seit Jahren bereits gemeinsam.

Alle bewegten was, und wir waren vor allem ziemlich jung und gewaltig motiviert: Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Vereinsstart waren also gegeben.

Walter Gieseler und ich sprachen beim Finanzamt vor, Walter besorgte die Satzung der OLG Ortenau, das OK der Stammvereine wurde eingeholt und so entstand ziemlich schnell die Grundlage für die neu zu gründende OLG Siegerland.

An einem kalten Samstag im Dezember 1999 wurde die OLG Siegerland am Giller gegründet, und die Saison 2000 fand also gemeinsam mit Gisi statt.

Unser Vereinskonstrukt sah so aus, dass die OLer der Stammvereine TV Allenbach, TuS Dahlbruch, TuS Fellinghausen, TV Kredenbach-Lohe und TuS Müsen automatisch Mitglied der OLG Siegerland sind, also ein klassischer Vereinswechsel nicht erfolgen musste.

Der TV Büschergrund folgte erst ein Jahr später, das neue „Wir-Gefühl“ und die gute Stimmung wirkten sehr überzeugend.

Der erste Wettkampf, der Nostalgie-Lang-OL im März 2000 vom TV Büschergrund endete übrigens mit einem Dreifach-Erfolg der OLG Siegerland: 1. Franke, 2. Gieseler, 3. Hofmann.

Wenn das also mal kein gutes Omen war!

Waren die Siegerländer bislang in der Lage gewesen, vielleicht einmal einen Landesranglistenlauf oder eine Westfälische Meisterschaft auszurichten (1900er TV Büschergrund, 1997 TuS Fellinghausen, 1998 TV Kredenbach-Lohe), so war nun eine ganz andere Masse an OL-Know-How vorhanden. Zu den aktiven OLern konnten wir auf die Infrastruktur und Manpower der Stammvereine (Zelte, Bänke, Tische, Kuchen, Helfer) zurückgreifen. Dies führte zur nunmehr 17 jährigen Tradition des Siegerländer 2-Tage-OLs, der 2001 erstmalig durchgeführt wurde.

Höhepunkte in der Ausrichtung waren der JLVK 2002, der internationale Länderkampf 2003, die DM Staffel/der Weltranglistenlauf 2005 und die DM/der D-Cup 2010.

Ach so, wir liefen nun auch Staffeln:

DM Herren Elite 2002-2004: 5., 5., 4.

Deutsche Staffelliga: Gesamtsieg 2002

und natürlich viele Altersklassen-, 3-h-Staffeln, 24-h-Staffeln, Bier-OL-Staffeln…

Wie an allem, so nagt der Zahn der Zeit auch an uns und so wurde es im Lauf der Zeit eher schwieriger, den Elan der frühen OLG-Jahre beizubehalten:

Schwere Krankheiten, Wegzug, riesiger bürokratischer Aufwand für Genehmigungen von Orientierungsläufen und im Schnitt einfach mal 17 Jahre ältere Mitglieder und nicht zu vergessen dieser katastrophale Sturm Kyrill im Jahr 2007 sind da aus meiner Sicht zu nennen.

Rückblickend kann ich für mich sagen:

Es war für den Siegerländer OL eine sehr gute Entscheidung, die OLG ins Leben zu rufen.

 

Geschrieben von Götz Hofmann